von Boulevard-Vogel
Wir kennen sie alle, die süssen, kleinen, flauschigen Langohren, die ihr Leben geruhsam mit dem Fressen von Karotten und sonstigem Gemüse frönen. Es gibt aber auch noch weitere Langohren aus anderen Gilden wie die störrischen Esel oder die Schlitzohren. Und natürlich allen bekannt: die Knöpfe in den Ohren, auf welche ich nicht eingehen will.
Angeblich hat sich einmal beim Backen ein Osterlamm im Ofen so verformt, dass es einem Hasen ähnelte. Haben wir deshalb aus dem Hackbraten den falschen Hasen gemacht? Mehr Sinn macht jedoch, dass der Osterhase, der die Eier färbt und versteckt, als ein Brauch aus der protestantischen Religion hervorging, der sich im 18. Jahrhundert vor allem in städtischen Regionen durchsetzte. Hatten wir auf dem Lande ein Hasenverbot oder waren die Feld- und Schneehasen den Bauern nicht geheuer?
Früher galten Hasen als Vorboten der Frühlingsgöttin Ostara. Wer auch noch an den Weihnachtsmann glaubt, vermutet den Osterhasen hinter den bunten Eiern. Der Hase ist seit Jahrhunderten ein Fruchtbarkeitssymbol, denn er ist eines der ersten Tiere, die im Frühling Nachwuchs bekommen. Kein Wunder bei der Schnelligkeit!
Die Frage ist doch immer die Gleiche wie beim Santa Claus: Wie kann ein Hoppeltier all das über Ostern bewältigen?
Die Geschenke werden immer grösser und spezieller. Ist der Osterhase denn schon so weit vorangeschritten, dass er die Gaben auch versteht oder eine Wegleitung in eine Sprache mitliefert, welche der Geschenkte einfach nicht verstehen kann?
Die Geschenke versteckte man früher doch im Garten und sie waren farbenfroh wie der Frühling: bunte Eier, Schokoladenhasen in Braun, Schwarz oder Weiss. Ob die Herstellung von grosser Qualität war, spielte für die Kinder keine so grosse Rolle. Wichtig war doch nur eines: Es musste schmecken und einen grossen verschmierten Mund geben, dann war das Ziel erfüllt: der Ärger über das Ostergewand, welches nach kurzer Zeit schon gewechselt werden musste.
Heute gibt es Hasen in jeder Grösse und jedem Gewicht, mit Utensilien wie Schubkarren, Skier oder Gurten auf dem Rücken. Reicht es nicht langsam mit der Verunstaltung des heidnischen Brauchs und muss es wirklich sein, dass der Osterhase ein goldenes Glöckchen um den Hals trägt?
Die alten Blecheier mit den wunderschönen Hasenzeichnungen findet man jedoch kaum noch. Sie waren meistens gefüllt mit Zuckereiern und bildeten ein faszinierendes Dekorationsutensil. Auch während des Jahres wurden die Blechdosen als Aufbewahrungsbüchsen von Kleinwaren und sonstigem Schnigg-Schnagg verwendet. Die Jäger und Sammler waren begeistert von den vielen lieblich gemalten Sujets und zahlten auch gerne das Mehrfache für den Erhalt dieser Raritäten.
Osterhasenlieder sind bei uns leider nicht so bekannt. Es gibt jedoch einige, welche wirklich dem Ostergebrauch Tribut zollen.
Der Osterhase, der kommt bald
und macht in meinem Garten halt.
Was hat er wohl für mich dabei?
Auf jeden Fall ein buntes Osterei,
ja, auf jeden Fall ein buntes Osterei. Quelle: Tina Birgitta Lauffer alias «Tijo»
Sie können ihren Nachwuchs selbst erzählen lassen, wie er sich denn den Hoppelhasen vorstellen will, wenn Sie dazu selbst keine Angaben machen möchten, denn der Santa Claus lebt auch in den Herzen der Erwachsenen mit der Tradition vieler, vieler Jahre weiter. Die Geschichten sind nicht immer einfach weiterzuvermitteln, doch mit Fantasie und Dichtung erhält jede Erzählung ein neues Bild einer Tradition.
Schenken Sie nicht nur ihren Kindern einen Plüschhasen mit einem Knopf im Ohr, lassen Sie den Brauch weiterleben und geben Sie doch als Anerkennung und Geste der Liebe ein kleines Blechei mit bunten Hasenkarikaturen an Ihre Liebsten weiter.
Träumen Sie von Schokohasen, vielen bemalten und pralinengefüllten Eiern und geniessen Sie das Osterlamm.
